Auch wenn wir alle wussten, dass Papst Franziskus sehr krank war, war es für mich doch ein Schock, als ich von seinem Tod am Ostermontag während einer Eucharistiefeier erfuhr. Wir verlieren ihn jetzt in seiner Sichtbarkeit, aber wir bleiben mit ihm im Glauben verbunden. Da bin ich mir ganz sicher.
Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie es sein wird, ohne ihn Bischof zu sein. Franziskus hat mich nach Berlin gerufen. Als er mir 2015 das Pallium, das Band des Erzbischofs, im Petersdom in Rom überreichte, sagte er mir – auf Deutsch: „Berlin! Schauen Sie, dass es gut geht in Berlin!“ Er kannte die Situation der Gesellschaft, der Christen hier vor Ort. Und er war auch ein Großstadtmensch. Nach dieser Begegnung bin ich sehr gerne und ermutigt nach Berlin gegangen.
Später haben wir während der Synode zu Ehe und Familie fast vier Wochen lang sehr intensiv miteinander verbracht. Es ging um Fragen der Sexualität, auch um verschiedene Lebensformen. Wir Bischöfe haben damals sehr gerungen. Papst Franziskus stellte vor allem Fragen und wiederholte immer wieder: „Haltet das Evangelium und die Lehre hoch – aber denkt an die Menschen! Vor allem an die, deren Leben nicht glatt verläuft.“
Papst Franziskus hat inspiriert und ermutigt. Ein Punkt, der für mich als Berliner wichtig bleibt, ist seine Botschaft: „Geht an die Ränder! Denkt an die Armen! Gerade bei ihnen ist Gott.“ Aber er hat auch ermahnt, wenn er es für nötig hielt. Der Papst hat uns deutschen Katholiken beispielsweise einen Brief geschrieben, der sich mit dem Synodalen Weg befasste. „Denkt sehr tief darüber nach, wie ihr das macht“, riet der Papst darin.
Sein Tod ist schmerzhaft. Aber es hat auch eine große Bedeutung für mich, dass Franziskus im Heiligen Jahr gestorben ist, das er unter das Leitwort stellte „Pilger der Hoffnung“. Ja, er lebte hoffnungsvoll und deshalb so mutvoll. Er ist an Ostern gestorben. Ostern ist für uns Christen das Tor zum ewigen Leben. Und was mich schließlich sehr berührt hat: Das Letzte, was wir von diesem Papst wahrgenommen haben, was er uns gleichsam hinterlässt, ist der Segen Gottes, den er am Ostersonntag auf dem Petersplatz uns allen zugesprochen hat. Körperlich geschwächt. Mit brüchiger Stimme. Aber mit seinem gläubigen Herzen. An Gottes Segen ist alles gelegen, das bleibt seine Botschaft. Und: Geht weiter! Hofft weiter – auch wenn tausend Gründe dagegen sprechen.