Interview zur Moskaureise

"Starker Wunsch nach intensiven Kontakten"

Scheidender "Auslandsbischof" Heiner Koch zu seiner Moskau-Reise

Moskau/Berlin (KNA) Fünf Tage war der Berliner Erzbischof Heiner Koch (62) auf Dienstreise in Moskau. Bei seiner Rückkehr am späteren Montag berichtete er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) über seine Eindrücke. Thema bei seinen russischen Gesprächspartnern war auch der neue US-Präsident Donald Trump.

KNA: Herr Erzbischof, Ihr Amt als "Auslandsbischof" der Deutschen Bischofskonferenz haben Sie im September an den Paderborner Weihbischof Matthias König weitergegeben. Wie kam es zu Ihrer Dienstreise nach Moskau?

Koch: Sie war schon vereinbart, bevor ich die Zuständigkeit für die katholischen deutschen Auslandsgemeinden weitergegeben habe. Ein weiterer Grund war, dass ich in der Bischofskonferenz besonders für das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis zuständig bin.

KNA: Welche Stationen hatte Ihre Reise?

Koch: Das Programm war bunt gemischt. Ich habe in der deutschen Gemeinde gefirmt und ausführlich mit den Verantwortlichen gesprochen. Dann habe ich mehrere Einrichtungen angeschaut, die Renovabis unterstützt: ein orthodoxes Frauenkloster, ein Kinderheim der Salesianer und die Medienarbeit der Franziskaner.

KNA: Wie sind die Kontakte der deutschsprachigen Gemeinde zu den anderen Konfessionen?

Koch: Die Kontakte zur evangelischen deutschen Gemeinde und zu den orthodoxen Gemeinden sind gut bis sehr gut. In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass Renovabis auch orthodoxe Einrichtungen wie das Frauenkloster fördert. Das ist ein wichtiges Zeichen, dass wir das Miteinander wollen und die Christen zusammenstehen.

KNA: Sind Sie auch mit politischen und kirchlichen Spitzenvertretern zusammengekommen?


Koch: Außer deutsche und österreichische Diplomaten habe ich auch den Leiter des Ökumene-Sekretariats des Moskauer Patriarchen sowie den Nuntius getroffen. Zum Volkstrauertag habe ich zudem in der Deutschen Botschaft die Ansprache gehalten.

KNA: Was waren Ihre prägnantesten Eindrücke?


Koch: Die katholische Gemeinde habe ich ganz lebendig erlebt. Zu ihr gehören Deutsche aus den Bereichen Politik und Wirtschaft, die deshalb mit ihren Familien in Moskau leben. Sehr eindrücklich waren meine Gespräche mit den Vertretern der orthodoxen Kirche. Dabei ging es auch um die Schwierigkeiten mit der katholischen Kirche. Da spielte sicher die Errichtung der katholischen Diözesen seit 1990 eine Rolle. Ich habe eine Sorge darüber gespürt, dass orthodoxe Christen katholisch werden könnten.

KNA: Kam auch die Kirchenpolitik auf höchster Ebene zur Sprache?


Koch: Es war zu merken, wie wichtig die Begegnung zwischen Papst Franziskus und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. im Februar in Havanna war und wie groß der Wunsch ist, dass die Kontakte auf allen kirchlichen Ebenen intensiv bleiben. Dies gilt gerade für Zeiten, in denen es politisch zwischen Deutschland und Russland kälter geworden ist. Ich habe im Gespräch mit vielen Russen gemerkt, wie groß ihre Sorge ist, dass die politische Kälte das eigentlich gute Verhältnis zwischen Deutschen und Russen beeinträchtigt.

KNA: Wie denken Ihre Gesprächspartner über den neuen US-Präsidenten?


Koch: Ich bin keinem Russen begegnet, der nicht froh war, dass Donald Trump gewählt wurde. Ein Sieg von Hillary Clinton hätte das Gegeneinander nach ihrer Meinung noch verstärkt. Sie erhoffen sich von Trump eine deutliche Entspannung der Lage zwischen den USA und ihrem Land.

KNA: Was denken die Russen über den Konflikt in Syrien?

Koch: Meine Gesprächspartner haben betont, dass wir Christen doch Assad unterstützen müssten, wenn wir für das Überleben der orientalischen Christen in Syrien seien. Sie können den Vorwurf nicht verstehen, dass Putin ein Kriegstreiber sei. Solche unterschiedlichen Bewertungen finde ich bedrückend; wir müssen da in einen stärkeren Austausch kommen. Diese Bitte habe ich auch von russischen Veteranen des Zweiten Weltkriegs gehört.