800 Jahre Marienfelde - auf den Spuren unseres Anfangs

Eindrücke vom Pilgertag „Auf den Spuren der Tempelritter“

Im Rahmen der zahlreichen Veranstaltungen zum 800. Jubiläum, die sich der Geschichte unseres Kiezes widmen, fand am 5. September unser Pilgerweg von Tempelhof über Mariendorf nach Marienfelde statt. Dabei wanderte eine etwa 50 Personen große Gruppe rund zehn Kilometer auf den Spuren der Tempelritter, die dieses Gebiet vor acht Jahrhunderten erschlossen.

Als Standorte gründeten sie Kirchen, die Grundsteine der heutigen evangelischen Dorfkirchen Tempelhof, Mariendorf und Marienfelde. Abgesehen von einem kurzen Picknick im Tempelhofer Hafen bildeten die drei Kirchen die Meilensteine des Pilgerwegs, an denen wir Station machten und fundierte Informationen bekamen. Gebete und Lieder sorgten für dezente geistliche Impulse in Verbindung mit dem gemeinsamen Unterwegssein einer Pilgerschaft.

Ende des 12. Jahrhunderts holten die damals herrschenden Askanier die aus Jerusalem heimkehrenden Tempelritter in die Gegend des heutigen südlichen Berlins, um die Spree-Übergänge zu sichern und Wege in dem sumpfigen Gebiet anzulegen. Von dieser logistischen Pionierleistung zeugen heute noch manche Straßennamen („Damm“). Und auch der Bezirksteil Tempelhof hat daher seinen Namen. Als „Höfe“ bezeichnete der Templerorden seine Komtureien. Eine gründeten die Ritter eben in Tempelhof. Heute steht hier die Dorfkirche Tempelhof, die größte Dorfkirche Berlins. Von dort aus wurde im Osten (Richardsdorf, heute: Rixdorf) ein Stützpunkt und im Süden zwei Kirchen (Mariendorf, Marienfelde) gebaut. Die Ortsnamen weisen dabei auf die Schutzpatronin des Templerordens hin: die Gottesmutter Maria. Auch die beiden Gotteshäuser in Mariendorf und Marienfelde warten mit Superlativen auf. Die Mariendorfer Dorfkirche hat die älteste Glocke Berlins aus dem 15. Jahrhundert. In diese Kirche durften wir Pilger auch einen Blick werfen.

Unsere Marienfelder Dorfkirche gilt als die älteste Dorfkirche Berlins. Die genaue Datierung ist allerdings nach neueren Untersuchungen umstritten. Fest steht lediglich, dass sie aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts stammt. Deutlich sind an der Marienfelder Dorfkirche die architektonischen Besonderheiten der Templerkirchen zu erkennen. Der Westturm ragt in voller Gebäudebreite in den Himmel über Berlin, und das leicht nach links versetzte Mittelfenster der Apsis im Osten macht deutlich, wie sehr der Sakralbau theologisch geprägt ist: Der sterbende Christus neigt der Überlieferung zufolge sein Haupt nach links, zu Maria hin, die in der traditionellen Ikonographie links vom Kreuz dargestellt wird. Diese und andere interessante Details erfuhren die Pilger dank der guten Vorbereitung seitens der Organisatoren Annelen Hölzner-Bautsch und Markus Bautsch aus unserem Pastoralen Raum Lankwitz-Marienfelde. Sie gehören zur Gemeinde Mater Dolorosa (Lankwitz), mit der wir ja seit einigen Jahren „Gemeinsam unterwegs“ sind zu einer neuen Pfarrei.

Ein besonderer Dank geht auch an Petrus, der seine Schlüsselgewalt pilgerfreundlich einsetzte, um die himmlischen Schleusen geschlossen zu halten.

Josef Bordat wuchs in Straelen am Niederrhein auf, kam vor 30 Jahren für das Studium nach Berlin und ist derzeit als freier Publizist tätig. Seit 2016 wohnt er mit seiner Frau Roxana in Lichterfelde, das zu unserem Pastoralen Raum gehört. Schreiben ist für den promovierten Philosophen eine Leidenschaft. Wenn Josef Bordat nicht gerade Texte schmiedet und uns im Redaktionsteam berät, treibt er Sport oder ist in einem unserer Gottesdienste zu sehen.