Miriams Wunsch

Liebes Christkind,

nimm bitte meinen Bruder, verpacke ihn ganz schön und verschenke ihn an andere. Mir könntest du dafür ein Meerschweinchen schenken. Am liebsten wäre mir ein Angora-Meerschweinchen. Das ist viel besser als ein Bruder. Kannst du glauben!

Erstens futtert es einem nicht alles weg, wie das mein verfressener Bruder tut (Entschuldigung, aber es stimmt!) Zweitens will es nicht immer Recht haben wie mein Bruder. Drittens wird es garantiert nicht dauernd auf ein anderes Programm umstellen, wenn ich meine Lieblingssendung sehen möchte. Viertens haut und zankt es nicht. Fünftens, und überhaupt, ist es bestimmt insgesamt viel netter als mein Bruder. Es gibt sicher noch zehn andere Gründe, ihn gegen ein Meerschweinchen zu tauschen. Aber die ersten fünf reichen schon.

Falls du keinen kennst, der meinen Bruder geschenkt haben will, rufe mich bitte an, liebes Christkind. In meiner Klasse ist nämlich eine, die einen Bruder möchte. Das liegt daran, dass sie noch nie einen gehabt hat. Ich werde ihr auch vorher nicht sagen, was das ist: ein Bruder.

Liebes Christkind, wenn du nicht genug Geschenkpapier für dieses große und etwas dickliche Geschenk auftreiben kannst, besorge ich es. Hauptsache, es klappt!

Deine Miriam.

Aus: Bardeler Adventsmeditationen 2006, S. 43.