Wort zum 2. Advent

Zeiten der Unterbrechung

In einem Dorf im nördlichen Brandenburg, so erzählen mir Freunde, gibt es eine besondere Form des Adventskalenders, eine besondere Form des Türe - Öffnens: Miteinander abgesprochen öffnet an jedem Abend im Advent jemand anderes seine Haustür. Die Menschen in der Nachbarschaft laden sich gegenseitig ein, um bei Gebäck und Punsch im Gespräch und „Klönen“, Zeit und Leben miteinander zu teilen. Manchmal sind diese Abendstunden auch mit Texten oder Liedern gestaltet.
Mich fasziniert diese Form des Adventskalenders: Menschen unterbrechen ihre gewohnten Abläufe, halten inne, suchen neu die Beziehung zu den Anderen, zeigen sich mit ihrem Lebensort und ihren Begabungen bei der Gestaltung der gemeinsamen Zeit, sind heute Einladende und morgen Gäste.

Vielleicht entsteht so nicht nur für die Zeit des Advents eine Kultur der Achtsamkeit füreinander, die neue Formen der Teilhabe und des Miteinanders ermöglichen.

In machen Klausurtagungen mit Gremien oder bei der geistlichen Begleitung in Gemeinden oder an Orten kirchlichen Lebens erlebe ich auch diese Zeiten der Unterbrechung. Bei allen praktischen Überlegungen vor Ort, beim Planen, Sprechen und Nachdenken über die Zukunft als Kirche braucht die Frage nach dem Weg mit Gott immer wieder eine konkrete Zeit: In der Stille oder im gemeinsamen Gebet, im Gottesdienst oder in der Schriftlesung.
Es geht um Innenhalten, Wahrnehmen und Neuorientierung: Das Wahrnehmen der Menschen -aller Menschen, mit denen wir zusammen im Dorf, in der Stadt  oder Kiez leben,- und das Innehalten und sich neu Ausrichten mit dem Wort Gottes.

Oft geht es auch um die neuen Wege, die noch so viel Unsicherheit mit sich bringen.
Dabei wird oft nach einem „opener“ gesucht, einem Tür-Öffner, jemand, der schon eine Ahnung des Neuen hat. Im Sonntagsevangelium wird uns ein Tür-Öffner, ein Wegbereiter vorgestellt: Johannes wird mit den Zitaten aus Maleachi und Jesaja eingereiht in die Linie der Propheten, zu denen Gott gesprochen hat. Er ist Kundschafter und Künder zugleich. Aus seiner Erfahrung mit Gott verweist er auf Jesus Christus und mahnt zum Innehalten, Wahrnehmen und sich neu Ausrichten.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten 2. Advent

Ihr

Christopher Maaß