Wort zum 3. Advent

Wenn Adventskalender erwachsen werden …

Jeden Tag ein Türchen öffnen – jeden Morgen steht der kleine Leo vor dem Adventskalender und fiebert darauf, ein neues Türchen zu öffnen. Adventskalender stehen bei Kindern hoch im Kurs, vor allem dann, wenn hinter dem Türchen eine angenehme Überraschung winkt. Und was ist, wenn sie groß werden? Nein, ich meine nicht Sie. Natürlich gibt es auch viele Erwachsene, die einen Adventskalender haben. Wie ist das, wenn aus den Türchen Türen werden? Also: jeden Tag einem Menschen eine Tür öffnen.

Wir suchen eine junge Frau, teamfähig und offen ... so kann man oft in Zeitungsannoncen lesen. Offenheit ist in den letzten Jahren anscheinend zu einem Qualitätsmerkmal geworden.

Sich öffnen – das ist auch Thema einer biblischen Erzählung: eines Tages brachte man einen Taubstummen zu Jesus. Dieser berührte seine Ohren und seine Zunge und sagte: Effata! Das heißt Öffne dich! Der Taubstumme war geheilt und konnte wieder am Leben teilnehmen.

Der Schuster Konrad träumt eines Nachts, Gott wolle ihn besuchen. Sofort räumt er morgens seine Wohnung auf, kocht Kaffee und wartet. Drei Personen kommen im Laufe des Tages zu ihm: der Briefträger, um sich kurz mal aufzuwärmen, ein weinendes Kind, das seine Mutti verloren hat, und die Nachbarin, die in ihrer Sorge nicht mehr weiter weiß. Konrad erwartet eigentlich hohen Besuch: Gott höchstpersönlich!  Trotzdem öffnet er sich den Anliegen derer, die zu ihm kommen.

Es geht also darum, berührbar zu werden für die Menschen, die mich brauchen. Dabei wird man zweierlei Erfahrungen machen. Die eine Erfahrung beschreibt der französische Priester Michel Quoist sehr treffen: Und was wird dann aus mir? Aus meiner Familie? Aus meiner Ruhe?

Aber fragen Sie mal Menschen, die ehrenamtlich tätig sind in Suppenküchen und Wärmestuben.  Sie werden Ihnen bestätigen, dass die Offenheit für andere eine ganz neue Erfahrung mit sich bringt und das Leben letztlich reicher macht.

Der Schuster Konrad war am Abend enttäuscht. Gott hat ihn nicht besucht. Vielleicht hat er erst später bemerkt, dass mit den Menschen unbemerkt auch Gott in sein Leben gekommen ist.

Advent: Gott kommt - oft durch große Türen.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten 3. Advent!

Ihr

Stefan Dybowski