Wort zum 4. Fastensonntag Laetare

Ein Knecht schuldet seinem König eine riesengroße Summe Geld. Da er sie nicht zurückzahlen kann, bittet er seinen Herrn um Geduld: „Ich werde dir alles zurückzahlen.“ Der König erfüllt ihm die Bitte und geht sogar noch darüber hinaus. Er erlässt dem Knecht die ganze Schuld. Ein sehr großzügiger König, finde ich.

Selig, die barmherzig sind, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen (Mt 5,7).

Doch der Evangelist Matthäus erzählt weiter: Die gleiche Szene spielt sich nämlich noch einmal ab. Zu demselben Knecht kommt ein anderen Knecht, der ihm eine viel kleinere und durchaus bezahlbare Summe schuldet. Auch er bittet um Geduld: „Ich werde dir alles zurückzahlen.“ Doch jener lässt sich nicht auf dessen Bitten ein, sondern bleibt hart und fordert, seine Frau und Kinder zu verkaufen, um so seine Schulden zu bezahlen.

Kein einfaches Gleichnis, das Jesus seinen Jüngern erzählt (Mt 18,23-35). Ist der Knecht im Recht, wenn er sein Geld einfordert? Oder hätte er doch dem anderen seine Schulden erlassen müssen?

Das Verhalten des Königs am Anfang imponiert mir, nicht nur wegen der Großzügigkeit. Ich finde es schon toll, wenn Menschen barmherzig handeln und dabei ihr eigenes „gutes Recht“ hinten anstellen.

Nachdenklich macht mich das Verhalten der Mitknechte. Sie sind enttäuscht und empört: Hätte der Knecht nicht genau so barmherzig mit seinem Mitknecht verfahren können, wie der König mit ihm? Sie gehen also zum König und erzählen ihm, was sie gesehen haben.

Mit der Empörung geht das oft sehr schnell. Vielleicht hätten sie erst einmal mit ihrem Mitknecht reden sollen. Was hätte ich dem unbarmherzigen Knecht erzählt?

Ihr Prälat Stefan Dybowski

Bischofsvikar