Wort zum Sonntag, 1. Advent 2013

"Wie machen es bloß die anderen, dass bei Ihnen durch das geöffnete Fenster der Tag hineinkommt?" 

Tontolone will wissen, wie Licht in sein Leben kommt …

Foto: Peter Weidemann © Pfarrbriefservice.de

Tontolone hatte gehört, das die Leute nach dem Aufwachen das Fenster öffnen, um den Tag hereinzulassen. Tontolone wachte oftmals in der Nacht auf und öffnete dann das Fenster, aber statt des Tages kam nur rabenschwarze Dunkelheit herein.

„Wie machen es bloß die anderen, dass bei ihnen der Tag hineinkommt?“ fragt sich Tontolone. Da gibt ihm ein Freund den Rat: „Wenn du den Tag zum Fenster hereinlassen willst, dann musst du es morgens öffnen, wenn die Sonne aufgegangen ist.“

„Kunststück“, ruft Tontolone verächtlich, "das kann ja jeder!“

Der italienische Schriftsteller Luigi Malerba erzählt diese hübsche kleine Geschichte. Tontolone heißt ihr Akteur, der besessen ist von dem Wunsch, Dinge zu tun, die nicht jeder tun kann. Etwas Besonderes will er sein und tun.

Die Bibel berichtet von jemandem, der Dinge tut, die nicht jeder kann. Blinde können wieder sehen, Lahme springen umher wie die Hirsche im Wald, und Gefangenen wird die Freiheit geschenkt. Die Rede ist von Jesus, der solche wunderbaren Dinge getan hat.

Doch daneben hat Jesus auch Dinge getan, die eigentlich viele tun könnten, die deshalb aber noch längst nicht jeder tut: Zuhören z.B., oder Gäste einladen, die diese Einladung nicht erwidern können.

Tontolone wollte etwas Besonderes sein. - Jesus hat getan, was nicht alle tun. Damit hat er den Menschen gezeigt, dass sie für ihn etwas Besonders sind, und hat so das Leben vieler Menschen verändert.

Wo Glauben Raum gewinnt … unter diesem Leitwort hat unser Erzbischof Kardinal Woelki in seinem Hirtenbrief zum 1. Advent des vergangenen Jahres aufgerufen, die pastorale Situation unseres Erzbistums erneut in den Blick zu nehmen. Sein großes Anliegen ist es, dass die Kirche im sozialen Nahraum lebendig ist und bleibt. Damit dies geschehen kann, sind sicher auch Strukturen zu verändern. Doch wirksame Veränderungen nehmen ihren Anfang in unserem Inneren, indem wir die Fenster unseres Lebens erneut für Gott öffnen und uns fragen, was Gott uns heute sagen möchte.

Menschen, die sich dem Wort Gottes zu öffnen, haben die Erfahrung gemacht, die auch damals viele in der Begegnung mit Jesus gemacht haben: dass sich ihr Leben verändert.  Tontolone, öffne doch mal das Fenster Deines Herzens für die Botschaft Jesu. Ich bin sicher, dass keine rabenschwarze Nacht hereinkommt, sondern ein warmer Sonnenstrahl. Auch am 1. Advent.

Ihr Stefan Dybowski